Heute haben wir Mumbai, das bis 1995 Bombay hieß, angelaufen. Einen Ausflug im klimatisierten Reisebus haben wir natürlich nicht gebucht. Stattdessen haben wir Mumbai zu Fuß bzw. mit der Western Railway (vergleichbar mit einer Art S-Bahn) erkundet.
Unser Weg führte uns zunächst zu den Sehenswürdigkeiten Gateway of India und dem Taj Mahal Palace Hotel, die wohl jeder Tourist zu Gesicht bekommt. Dort kamen wir uns wie Prominente vor, da sich viele Inder mit uns fotografieren lassen wollten. Danach haben wir den Colaba Markt besucht, der eher von den Einheimischen genutzt wird. Dort wird auch schon mal auf der Straße ein Huhn geschlachtet.
Anschließend sind wir zum Bahnhof Churchgate gelaufen und mit der Western Railway nach Norden zur Station Mahalaxmi gefahren. Grundsätzlich wird Touristen von einer Fahrt abgeraten, da die Züge sehr voll sind und die Türen während der Fahrt offen bleiben. So gibt es jährlich ca. 3.000 tödliche Unfälle. Wir haben uns daher ein Ticket für die 1. Klasse geleistet, da war es fast leer. In Mahalaxmi angekommen haben wir uns die weltweit größte Außenwäscherei Dhobi Ghat angesehen. Normalerweise sehen Touristen diese Wäscherei nur von einer Brücke aus; dort halten die Ausflugsbusse kurz für ein Foto. Wir sind jedoch die Treppe hinunter auf das Gelände gegangen und haben uns von Balli, einem ehemaligen Wäscher (Dhobi), der nach einem Unfall nicht mehr arbeiten kann, für ein paar Rupien durch das Gelände führen lassen. In Dhobi Ghat arbeiten und leben derzeit ca. 6.000 Menschen, die täglich die Wäsche von Hotels, Krankenhäusern, Fabriken und Privathaushalten mit der Hand waschen, in der Sonne trocknen lassen und anschließend mit 7 kg schweren Bügeleisen von Hand bügeln; teilweise werden auch noch Bügeleisen mit glühender Kohle benutzt. Wir sind sogar über Leitern auf die Dächer gestiegen, wo die Wäsche zum Trocknen aufgehängt wird. Ein unglaubliches und unvergessliches Erlebnis!
Nach der Rückfahrt mit der Western Railway zum Bahnhof Churchgate haben wir uns noch den Bahnhof Chhatrapati Shivaji Maharaj Terminus (ehem. Victoria Station) angesehen. Dieser aus der britischen Kolonialzeit stammende Bahnhof ist sowohl von außen als auch innen sehr beeindruckend.
Insgesamt war es ein sehr anstrengender Tag, insbesondere wegen der langen Hosen (hier tragen nur Kinder kurze Hosen) bei 36 Grad im Schatten und der sehr schlechten Luft; die Feinstaubbelastung ist extrem hoch. Auch der Geräuschpegel ist sehr hoch, es wird praktisch durchgehend gehupt und geklingelt. Außerdem hält sich fast keiner an die Verkehrsregeln und als Fußgänger ist es kaum möglich, eine Straße zu überqueren, zumal auch rote Ampeln teilweise ignoriert werden. Aber wir haben uns an die Inder „rangehängt“ und letztendlich überlebt :)
Abschließend können wir sagen, dass sich die vorab vielfach gehörten Horroraussagen über Mumbai für uns nicht bestätigt haben. Zwar hält diese Stadt hinsichtlich der Sauberkeit nicht mit europäischen Städten Schritt, aber was soll man von einer Riesenmetropole mit geschätzten 12 bis 20 Mio Einwohnern, von denen mehr als die Hälfte (!) in Slums ohne Frischwasser und Kanalisation leben müssen, erwarten. Die Bewohner sind gegenüber Besuchern offen und freundlich. Wir haben uns zu keiner Zeit unsicher gefühlt.
Die nächsten zwei Tage sind wieder Seetage. Am Montag laufen wir Colombo auf Sri Lanka an.
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Gateway of India | Taj Mahal Palace | Colaba Markt |
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Colaba Markt | viel (Links-)Verkehr | mehrstöckiger Slum |
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1. Klasse in der Western Railway | Klimaanlage im Zug | Blick auf Dhobi Ghat von der Brücke |
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unten arbeiten, oben wohnen | ein Waschbecken je Familie | jeden Tag schwere körperliche Arbeit |
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Wäsche trocknet auf den Dächern | auf den Dächern von Dhobi Ghat | bügeln mit glühender Kohle bei wenig Licht |
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Bahnhof Chhatrapati Shivaji Maharaj Terminus | Bahnhofshalle | "heilige" Kuh stoppt den Verkehr |